Datenschutz im Stahlbau – Notwendig oder nervig?
Wir sind ein Stahlbau-Unternehmen in Hessen, keine internationale Bank oder ein Internetanbieter mit vielen sensiblen Kundendaten. Deshalb waren wir etwas überrumpelt, als unser System vor ein paar Jahren gehackt und lahmgelegt wurde. Damit hätten wir nie gerechnet, denn eigentlich haben wir gar nichts zu verbergen und kommunizieren recht transparent mit unseren Kunden und Mitarbeitern. Trotzdem hat es uns erwischt und uns viel Ärger sowie großen finanziellen Schaden eingebrockt. Warum? Das wissen wir bis heute nicht. Scheinbar wollten die Hacker einfach nur Schaden anrichten.
Hackerangriff auf unser EDV-System
Als wir damals gemerkt haben, dass irgendjemand mit unseren E-Mail-Adressen und Namen Mails mit Schadsoftware an unsere Kunden, Partner und Mitarbeiter verschickt, da war es schon zu spät. Zu diesem Zeitpunkt hatten die Hacker unsere Daten schon kopiert und konnten damit machen was sie wollen – wir hatten keine Kontrolle mehr darüber. Wir konnten unser EDV-System nur herunterfahren und mithilfe von IT-Spezialisten auf Viren überprüfen. Den Sinn dahinter habe ich bis heute nicht verstanden, denn wir verbergen ja keine Geheimnisse oder haben persönliche Daten gehortet, mit denen die Hacker etwas anfangen könnten. Es wurden auch keine Forderungen gestellt, die Hacker wollten scheinbar nur größtmöglichen Schaden anrichten. Und das haben sie geschafft, unser EDV-System war für längere Zeit lahmgelegt. Seitdem sind wir in Sachen Datenschutz noch vorsichtiger geworden und sind mit unserer IT-Sicherheit immer auf dem aktuellsten Stand. Doch ich glaube nicht, dass wir damit hundert Prozent abgesichert sind.
„Wir denken ja eigentlich, dass wir gar nichts zu verbergen haben.“
Ohne Internet geht es nicht mehr
Der Ausfall unseres EDV-Systems hat mir wieder einmal vor Augen geführt, wie abhängig wir inzwischen davon sind. Rund die Hälfte unserer Mitarbeiter in Verwaltung und Fertigung können nach Haus gehen, wenn plötzlich das Internet ausfällt. Diese Situation hatten wir in Petersberg/Böckels früher etwa drei- bis fünfmal im Jahr, dass das Internet weg war. Da konnte ich zu meinen Mitarbeitern nur sagen: „Macht eure anderen Aufgaben fertig, räumt die Schreibtische auf und geht nach Hause. Wir rufen euch an, sobald das Internet wieder da ist.“ Zu dieser Zeit haben wir uns auch gefragt, ob Böckels der richtige Standort für unseren wachsenden Betrieb ist, denn ohne eine stabile Internetleitung werden wir in Sachen Digitalisierung abgehängt. Zum Glück hat sich die Situation inzwischen gebessert, jetzt können wir einen Serverausfall pro Jahr verzeichnen. Ansonsten läuft das EDV-System stabil und ist so gut wie möglich vor Hackerangriffen geschützt.
Alle Systeme auf dem neusten Stand
Bei der Datensicherheit geht es nicht nur um die sensiblen Daten unserer Kunden und Mitarbeiter oder um unsere Bankverbindungen, sondern inzwischen läuft ein Großteil unserer Arbeitsprozesse vollkommen digital ab. Jede Störung hat Einfluss auf unsere Produktion, das ist inzwischen ein sehr komplexes und fragiles System, das ich gar nicht mehr überblicken kann. So brauchen unsere Maschinen regelmäßige Updates, damit sie einwandfrei funktionieren und miteinander kommunizieren können. Meistens am Wochenende oder in den Betriebsferien, wenn sie nicht im Einsatz sind. Das ist dann immer recht spannend, wenn wir nach Weihnachten die Produktion wieder hochfahren und durch die Updates ein paar Einstellungen zurückgesetzt wurden, sodass die Maschinen eben nicht mehr wie gewohnt arbeiten. Für unsere IT-Spezialisten ist das eine stressige Zeit. Vor vielen Jahren ist uns nach so einem Wochenend-Update auch mal eine Maschine kaputt gegangen, weil sie beim Anschalten sofort mit dem Arbeiten begonnen hat und das Werkzeug dabei ins Maschinenbett geraten ist. Wir mussten drei Wochen auf das Ersatzteil warten, zum Glück wurde der Schaden vom Maschinenhersteller bezahlt.
Unser Ziel: Kein Papier in der Werkhalle
Solche Verzögerungen sind natürlich ärgerlich, aber ganz ohne Updates geht es eben auch nicht. Zum einen wegen der Datensicherheit, zum anderen hat sich die Technik in den vergangenen dreißig Jahren so stark verändert, dagegen können und wollen wir uns gar nicht wehren. Denn nur wenn wir den digitalen Wandel mitmachen und auch mitgestalten, können wir ihn für uns nutzen. Sonst werden wir von ihm abgehängt. Wenn ich unsere Fertigung von früher mit heute vergleiche, dann sind bereits viele Zwischenschritte weggefallen, die automatisch von Maschinen übernommen werden. Ich muss nicht mehr jeden Arbeitsschritt mit den ausgedruckten Zeichnungen abgleichen und die Bauteile nachmessen, das können die CNC-Maschinen viel besser als ich. Die haptische Zeichnung ist in der Werkhalle oft schon überflüssig geworden und auch der Kunde braucht keine Skizzen und Pläne mehr. Höchstens noch eine 3D-Visualisierung zur Veranschaulichung, ansonsten reicht ihm das Endergebnis.
„Ich stelle mir vor, dass wir in drei bis vier Jahren kein Papier mehr in der Werkstatt haben werden.“
Datenschutz ist Teamsache
Auch unsere Rechnungen kriegen wir zu einem großen Teil digital per Mail und können sie in unserem EDV-System digital weiterverarbeiten. Sollte doch mal ein Lieferant noch eine Rechnung per Post schicken, dann wird diese eingescannt und ebenfalls digital verarbeitet. Bis 2025 peilen wir ein papierloses Büro an, das ist zumindest meine Vision. Auch in der internen Kommunikation werden wir durch die digitalen Möglichkeiten immer schneller. Wenn ich während Corona am Sonntag einen Anruf vom Gesundheitsamt erhalten habe, dass wir im Betrieb keinen Corona-Fall haben und am Montag normal weiterarbeiten können, dann habe ich das per E-Mail und WhatsApp an meine Mitarbeiter weitergeleitet und schon wussten alle Bescheid. Das war jetzt eher eine Ausnahme, normalerweise nutze ich die privaten Kontaktdaten meiner Mitarbeiter nur für Notfälle. Und auch da müssen wir auf den Datenschutz achten, damit beispielsweise keine vertraulichen Kundendaten oder Handyfotos von Bauteilen im Netz landen. Datenschutz funktioniert nur, wenn sich alle Mitarbeiter ihrer Verantwortung bewusst sind und vorsichtig mit den Daten umgehen.
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