Dem Zufall eine Chance geben
Dieser Leitspruch hat uns in den vergangenen Jahren zu vielen neuen Chancen verholfen, woraus viele verrückte und beeindruckende Dinge entstanden sind, mit denen wir vorher niemals gerechnet hätten. Und genau deshalb sind wir so überzeugt von dieser Philosophie. Denn man weiß nie, wofür etwas gut ist oder was daraus entstehen könnte. Wenn das Telefon klingelt und jemand mit einer verrückten Idee um die Ecke kommt, dann ist es leichter „Nein“ zu sagen, als sich die Idee erst einmal anzuhören. Mit einem einfachen „Nein, das machen wir nicht“ sind alle Probleme vom Tisch, bevor sie überhaupt entstanden sind, und wir könnten uns weiter unserem Tagesgeschäft widmen. Damit bräuchten wir keine Risiken einzugehen und uns nicht mit vagen Ideen herumzuschlagen. Aber mit dieser Reaktion würden wir auch verhindern, dass sich daraus zufällig etwas ergeben könnte. Eine neue Chance, die uns als Unternehmen weiterbringt. Und deshalb leben wir diesen Leitspruch und geben dem Zufall gern eine Chance.
Wer weiß, was sich daraus ergibt
Unser Telefon klingelt. Am anderen Ende spricht eine aufgeregte Stimme: „Wir stehen hier auf der Messe in Hannover. Die Messe beginnt übermorgen. Bis dahin brauchen wir dringend noch eine Konstruktion. Irgendwas ist da schief gegangen. Könnt ihr uns helfen?“ Zufall? Inzwischen haben wir schon einen gewissen Ruf als Retter in Notfällen, weshalb sich solche Anrufe bei uns häufen. Ich gebe auch hier dem Zufall eine Chance und sage unsere Hilfe zu. Dann heißt es: genau zuhören, sich mit dem Problem des anderen identifizieren und die perfekte Lösung finden. Dafür haben wir auch ein großes Netzwerk aus zuverlässigen Partnern und Spezialisten an der Hand, auf die wir bei solchen Anfragen zurückgreifen können. Pünktlich vor der Eröffnung stehen wir mit der fertigen Konstruktion auf der Messe Hannover und blicken in erleichterte Gesichter. Der Job wird vernünftig bezahlt und wir haben einen neuen Kunden gewonnen, der nächstes Jahr mit einer ganz anderen Geschichte zu uns kommt, weil wir ihm damals aus der Patsche geholfen haben. So ergeben sich für uns neue Chancen und Aufträge – dafür hat sich der Aufwand gelohnt.
Eine ehrliche Chance für eine abstruse Idee
Vor über 20 Jahren saß ich – wie so oft – samstags noch im Büro. Da fuhr plötzlich ein Wagen vor, zwei Herren stiegen aus und klingelten außerhalb unserer Öffnungszeiten an der Tür. Die beiden Herren hatten ein sehr abstruses Problem und wollten nicht so richtig mit der Sprache rausrücken. Sie waren auf Empfehlung zu mir gekommen: „Der Hahner ist verrückt genug das zu machen.“ Das Problem: Die Firma Texmer verkaufte Gatter zum Abrollen von Reifencordgewebe an einen Kunden in die Türkei. Allerdings stellte das Unternehmen die Gatter gar nicht selbst her, sondern arbeiteten dafür mit einer Hinterhofwerkstatt zusammen. Nun wollte der Kunde aus der Türkei mal auf einen Besuch vorbeikommen und sich die Produktionsstätte anschauen. Allerdings war die Werkstatt des Lieferanten nicht vorzeigbar, weshalb die Herren nun auf der Suche nach einer Scheinwerkstatt waren, in der die Gatter angeblich hergestellt werden sollten. Und wieder einmal wäre die einfachste Antwort „Nein“ gewesen. Aber ich hörte mir das Problem an und forderte eine ehrliche Chance: Wir stellen Ihnen die Werkstatt zur Verfügung. Wenn wir die Gatter allerdings günstiger herstellen können als ihr bisheriger Lieferant, dann möchten wir den Auftrag in Zukunft bekommen. Darauf haben sich die Herren von Texmer eingelassen. Wir haben den Preis kalkuliert und konnten durch professionellere und optimierte Prozesse tatsächlich günstiger produzieren und anbieten. Somit kam der Auftrag für die Abroll-Gatter zu uns.
So kamen wir zur Texmer GmbH & Co. KG
Der Kunde aus der Türkei hat seinen Besuch übrigens kurz vorher abgesagt und ist niemals zur Besichtigung gekommen. Die Gatter wurden niemals bei uns in der Werkstatt aufgestellt, doch wir waren der neue Lieferant. Aufgrund der vorgegebenen Konstruktion gab es anfangs noch die ein oder andere Reklamation. Daraufhin reichten wir Verbesserungsvorschläge ein und beteiligten uns an der Konstruktion. Je mehr Ideen von uns einflossen, desto besser wurden die Gatter und desto mehr wurden verkauft, sodass am Ende rund 20 Prozent unseres Fertigungsvolumens aus Gattern bestand. Das bedeutete für uns wiederum ein gewisses Risiko, da wir auf diese Aufträge angewiesen waren. Doch langfristige Lieferverträge gab es nicht, da der damalige Chef von Texmer kurz vor der Rente stand und keine langfristigen Verpflichtungen eingehen wollte. Sechs Wochen später stand das Unternehmen zum Verkauf. Unsere 20 Prozent Fertigungsvolumen waren in Gefahr. Wieder sechs Wochen später erwarben wir 49 Prozent der Unternehmensanteile, ein halbes Jahr später die anderen 51 Prozent. Seitdem gehört die Firma Texmer als Spezialist für Textilmaschinenersatzteile und Abroll-Gatter zur HAHNER Unternehmensgruppe. 2014 wurde das neue Firmengebäude neben unserer Unternehmens-Zentrale in Petersberg-Böckels eingeweiht.
Die Messe – Ein professioneller Rahmen für zufällige Begegnungen
Mittlerweile haben wir die Fertigung und Leistungspalette von Texmer weiterentwickelt. Der heutige Betrieb hat nichts mehr mit dem früheren Texmer zu tun, aber wir haben den Faden aufgenommen. Heutzutage wickeln wir keinen Reifencord mehr ab, sondern Carbonfaser. In diesem Bereich sind wir Weltmarktführer. Auch stellt HAHNER Technik nicht mehr die dafür notwendigen Gatter her, das übernehmen inzwischen Schlossereien aus der Umgebung. Durch das Wachstum von HAHNER Technik haben wir uns auf andere Bereiche spezialisiert und können das wirtschaftlich nicht mehr leisten. Aber durch unser Partner-Netzwerk bieten wir diese Leistung weiterhin an. Und wieder einmal ist aus einer eher zufälligen Begegnung vor über 20 Jahren ein ganz neuer Geschäftszweig für HAHNER Technik entstanden. Nichts anderes machen wir eigentlich auf Messen, wenn wir uns dort präsentieren. Wir geben dem Zufall eine Chance, nur eben im professionellen Rahmen. Denn wer weiß schon, was sich aus einem Messekontakt mal ergibt. So haben wir auf einer Messe die beiden Künstler Jens J. Meyer und Lars-Meeß Olsohn kennengelernt, die unsere Produktionshalle zum 25-jährigen Jubiläum in eine Feierhalle umgestaltet haben. Im Herbst 2019 hat Jens die Tuchinstallation „Flying Inspiration“ in unserem Veranstaltungs- und Schulungsraum angebracht und damit unser Unternehmen mit einem weiteren Kunstwerk aufgewertet. Solche Synergieeffekte und Chancen kann man nicht planen. Sie entstehen einfach, vorausgesetzt man lässt sich darauf ein.