Vertical Panorama Pavilion für das Weingut Donum Estate in Kalifornien
Kunst und Stahl: Das gehört beim Stahlbauunternehmen HAHNER Technik aus Fulda immer enger zusammen. Kunstschaffende weltweit wenden sich an Bernhard Hahner und sein 120-köpfiges Team, um ihre – zum Teil hochkomplexen – Werke realisieren zu lassen.
Ein Leuchtturmprojekt ist der „Vertical Panorama Pavilion“, ein Weinverkostungspavillon aus Stahl und Glas, den HAHNER Technik 2022 für das renommierte Weingut „Donum Estate“ in Kalifornien gebaut hat. Entwurf und Gestaltung stammen vom Künstler Olafur Eliasson und Architekten Sebastian Behmann vom Berliner „Studio Other Spaces“.
Herr Hahner, erinnern Sie sich, wie Sie zum ersten Mal von diesem Projekt gehört haben?
Der erste Videocall mit Studio Other Spaces und dem Planungsbüro Art Engineering aus Stuttgart hat meine eigentlich sehr große Vorstellungskraft extrem strapaziert. Mir war sofort klar: Das Projekt ist außergewöhnlich und mit jedem beschriebenen Detail wurde es komplizierter, noch dazu sollte alles aus Edelstahl gefertigt werden. Wir haben trotzdem sofort zugesagt, denn genau solche Aufträge reizen uns.
Was waren die großen Herausforderungen?
Der Pavillon besteht aus einer kegelförmigen Dachkonstruktion aus vielfarbigem Glas und geschliffenem Edelstahl, die von filigran wirkenden Stahlsäulen getragen wird. Die Geometrie hat nirgends einen rechten Winkel und ist nicht konzentrisch, so dass jede einzelne der 832 Glasscheiben unterschiedlich geformt ist und jedes Bauteil dafür eine Sonderanfertigung sein muss. Die Tragrohre verlaufen zudem gegenläufig spiralförmig und werden nach oben immer dünner. Außerdem musste die Installation standortbedingt erdbeben- und windfest sein.
Wie sind Sie vorgegangen?
Die Latte lag in schwindelerregender Höhe, doch wir haben mittlerweile das Selbstvertrauen, dass wir immer eine Lösung finden. In diesem Fall haben wir zuerst werkzeugtechnisch aufgerüstet und mein Team hat sich explizites Fachwissen zum Beispiel im Rohrschweißen angeeignet. Dann haben wir aus dem Entwurf zusammen mit dem Planungsbüro die Detailkonstruktionen erarbeitet. Der Aufbau erfolgte in zwei Schritten: Zunächst stellten wir den Stahlbau in unserer Werkstatt mithilfe von Augmented Reality und klassischer Handwerkstechnik her. Wichtig hierfür war, die Fertigungsdaten, die in parametrisierter Form vorlagen, direkt an die Werkzeugmaschinen des jeweiligen Arbeiters zu übertragen. Weil eben jedes Fertigungsteil unterschiedlich war. Anschließend wurden Stahlteile, Scheiben und alles weitere in die USA verschifft, um sie vor Ort final zusammenzusetzen. Um windgeschützt arbeiten zu können, haben wir die Schweiß- und Schleifarbeiten – unter anderem rund 500 am Ende unsichtbare Rohrschweißnähte – unter einem riesigen Montagezelt durchgeführt und dort das Dach inklusive Verglasung komplett zusammengebaut. Damit die Scheiben sicher befestigt werden konnten, haben wir diese umlaufend mit U-förmigen Aluminiumprofilen eingefasst, eine HAHNER-Eigenkonstruktion. Am Ende haben wir das Dach in einem Stück mit einem Kran auf die Stützen gehoben. Echte Millimeterarbeit – und insgesamt Edelstahlverarbeitung auf höchstem Niveau.
Was reizt Sie an solchen Public-Art-Projekten?
Die Ideen dahinter! Der Weinpavillon etwa stellt ein Kalendarium dar, das zusätzlich zu den 52 Wochen des Jahreskreises auch für den Weinanbau bedeutsame Einflüsse wie Niederschlag oder Temperatur symbolisiert. Wenn ich hier also stehe und einen Wein verkoste, fließen all diese Aspekte mit ein und erschaffen ein einzigartiges Erlebnis. Solche Erfahrungen sind für mich sinnstiftend, denn Kunst gestaltet Realität und erweitert unseren Horizont. Dazu möchte ich meinen Beitrag leisten.