Brandschutzanstriche für Stahl effizienter einsetzen
Sebastian Mels bei den Stahlbau-Infotagen
An dieser Stelle möchte ich Ihnen unseren nächsten Referenten für die Stahlbau-Infotage vorstellen. Nach Karsten Zimmer (BVM) und Volker Hastler (ZINQ Manufaktur®) tritt am 18. und 19. November 2021 Sebastian Mels vor die Gäste in Petersberg/Böckels und steht uns als Experte für Brandschutz zur Verfügung. Seit über 15 Jahren ist er bei der Sika Deutschland GmbH tätig – einem der weltweit führenden Hersteller von Brandschutzbeschichtungen. Als Key Account Manager Brandschutz für die Region Süd-West ist er unser Ansprechpartner, wenn es um die richtige Anwendung von Brandschutzbeschichtungen im Stahlbau geht. Denn Sika hat ein Produkt entwickelt, das bei HAHNER Technik regelmäßig zum Einsatz kommt und mit dem andere Anbieter einfach nicht mithalten können.
Warum ist Brandschutz für Stahl so ein heißes Thema?
Das Thema Brandschutz steht bei jedem Stahlbauer ganz oben auf der Agenda, somit auch bei uns in der Werkhalle. Denn Stahl ist recht empfindlich, was hohe Temperaturen angeht, zumindest empfindlicher als Holz oder Beton. So ein Stahlträger sieht zwar viel brandsicherer aus als Holz, doch das Material ist ein guter Wärmeleiter. Wenn der Stahlträger an einer Stelle erhitzt wird, dann breitet sich die Wärme schnell aus und sobald der Querschnitt durchgewärmt ist, verliert der Träger seine Stabilität. Was uns beim Biegen und Formen des Stahls in der Produktion zugutekommt, kann bei einem Brand wertvolle Minuten kosten. Ab etwa 500 °C verliert eine Stahlkonstruktion ihre statische Funktion und damit ihre Tragfähigkeit. Bei einem Brand werden Temperaturen über 1.000 °C erreicht. Dagegen kann natürlich auch Holz oder Beton nicht lange standhalten, doch Holz brennt von außen nach innen und Beton bildet eine Schutzschicht um die Stahlkonstruktion, weshalb diese Materialien bei Hitze länger durchhalten und dadurch mehr Zeit für Rettungsmaßnahmen einräumen. Wenn bei einer Konstruktion besonders viel Wert auf den Brandschutz gelegt wird, dann entscheiden sich viele Planer von vornherein lieber für Beton oder Holz als Material, obwohl es für Stahl inzwischen sehr gute Brandschutzanstriche gibt.
„So ein Stahlträger sieht viel brandsicherer aus als ein Holzbalken. Doch Stahl ist ein guter Wärmeleiter – und hier liegt das Problem.“
Sicherheit geht vor – doch zu welchem Preis?
Und da kommt Sebastian Mels von der Firma Sika ins Spiel. Denn normalerweise sieht Brandschutz im Stahlbau so aus, dass auf der Baustelle nach der Montage die entsprechenden Stahlelemente mit einem speziellen Anstrich versehen werden, der sich bei hohen Temperaturen zu einer zwei bis drei Zentimeter dicken Schaumschicht aufbläht und den Stahlträger für einen gewissen Zeitraum vor der Hitze schützt. Allerdings ist das Aufbringen eines solchen Anstrichs eine langwierige und mühselige Arbeit: Nacheinander müssen mehrere Schichten auf die Stahlelemente aufgetragen werden. Erst nach der letzten Schicht ist der Anstrich stabil und wetterfest. Wenn es also zwischendurch regnet, dann ist die Arbeit dahin. Somit ist das Anstreichen nur bei schönem Wetter möglich – und das lässt sich nicht immer vorhersagen. Ist der Anstrich erstmal fertig, dann ist er durch die einzelnen Schichten ganz schön dick und sieht meist nicht besonders schön aus. Auch platzt er gerne mal ab, weil das Material spröde ist. Da liegt es auf der Hand, warum viele Planer für die Konstruktion lieber gleich zu Holz oder Beton greifen.
Einfacher für uns: Beschichtung in der Werkhalle
Ganz anders ist die Brandschutzbeschichtung der Firma Sika. Der Anstrich ist nur ca. 1 Millimeter dick und dazu extrem schlagzäh. Das bedeutet für uns, dass wir den Stahlträger inklusive Beschichtung ohne Probleme transportieren können. Wir tragen den Anstrich schon in der Werkhalle auf und müssen damit nicht bis zur Montage auf der Baustelle warten. Damit sind wir unabhängig vom Wetter und können die Elemente einzeln beschichten, ohne in den letzten Winkel der Stahlkonstruktion kriechen zu müssen. Trotzdem verwandelt sich die Beschichtung bei Hitze in eine schützende Schaumschicht, sodass wir mit diesem Produkt wesentlich effizienter und schneller arbeiten können als mit anderen Brandschutzbeschichtungen. Herr Mels wird uns verschiedene Einsatzmöglichkeiten aus der Praxis zeigen und uns Fragen zum richtigen Auftragen beantworten. Ich hätte da schon mal eine Frage für ihn: Wenn wir die Stahlelemente bereits in der Werkhalle mit dem Anstrich beschichten, was ist dann mit den Verbindungselementen wie Schrauben, die erst auf der Baustelle hinzukommen? Müssen wir diese vor Ort zusätzlich beschichten?
„Mit diesem Anstrich ist Brandschutz keine Herausforderung mehr, allerdings kennen ihn die meisten gar nicht.“
Lässt sich Brandschutz noch effizienter herstellen?
Die Brandschutzbeschichtung von Sika erspart uns eine Menge Arbeit. Doch ein paar offene Fragen habe ich dazu noch und der Anstrich ist sicherlich vielseitiger einsetzbar, als wir ihn bisher verwenden. Deshalb freue ich mich auf die Erkenntnisse, die uns Sebastian Mels noch vermitteln wird. Danach sollte die Brandschutzbeschichtung für uns Stahlbauer kein Problem mehr sein.
Der Beitrag zum Thema Brandschutz wird nicht nur sehr informativ, sondern bringt auch noch Fortbildungspunkte für Architekten ein. Mit 10 Fortbildungspunkten sind die Stahlbau-Infotage als Pflichtfortbildung bei der Architekten- und Stadtplanerkammer Hessen (AKH) anerkannt – und mit 2 Fortbildungspunkten als Nachweisberechtigte vorb. Brandschutz. Dazu gehören natürlich auch die anderen Programmpunkte der Stahlbau-Infotage, zum Beispiel der Vortrag von Karsten Zimmer zu bauaufsichtlichen Anforderungen im Stahlbau. Im Gegensatz zu alltäglichen Herausforderungen wie Brandschutz und bauaufsichtliche Bestimmungen geht es im nächsten Beitrag um das Überschreiten von technischen Möglichkeiten. Herwig Bretis wird uns – als Geschäftsführer des auf Kunstobjekte spezialisierten Ingenieurbüros ArtEngineering – auf den Stahlbau-Infotagen in ein paar seiner Projekte entführen, die es auf den ersten Blick eigentlich gar nicht geben dürfte. Doch er wird uns zeigen, wie sein Büro sie eben doch realisieren konnte.
Vergleich Brandschutzanstrich vorher und nach Feuertest