Leichtbau im Bauwesen – von der Forschung in die Praxis
Prof. Dr. Sandra Gelbrich, Leitung des Fachbereichs Leichtbau im Bauwesen an der TU Chemnitz
Die Leiterin des Fachbereichs Leichtbau sollte bereits bei den ersten Stahlbau-Infotagen zu Gast sein. Aufgrund strenger Corona-Regelungen seitens der TU musste sie leider absagen. Umso erfreulicher ist es, dass sie in diesem Jahr bei uns über ihr Schwerpunktthema, Leichtbau im Bauwesen, sprechen wird. Ihr Ziel ist es – und das betont sie im Imagefilm, der auf der Website der TU Chemnitz zu sehen ist –, mit Partnern aus der Industrie branchenübergreifend zusammenzuarbeiten, um Leichtbaulösungen für das Bauen der Zukunft zu entwickeln.
Als ausgebildete Bauingenieurin hat Frau Gelbrich bereits viel Erfahrung in der Baubranche gesammelt: als Wissenschaftliche Mitarbeiterin, Leiterin, Dozentin, Lehrbeauftragte, Vorständin und aktuell als Professorin. Mich interessiert ihr Blick aus der Perspektive einer Forschenden und wie es ihr gelingt, so eng mit Unternehmen aus der Industrie zusammenzuarbeiten.
Nachhaltigkeit im Bauwesen – auch hier ist Umdenken angesagt
Frau Gelbrich wird über die Zukunft des Bauwesens sprechen. Und wenn man über dessen Zukunft spricht, darf ein Wort nicht fehlen: Nachhaltigkeit. Auch die Baubranche muss auf dem Weg zu einer klimaneutralen Gesellschaft umdenken. Wir wissen, dass Beton – und genauer gesagt die Zementproduktion – für einen enormen CO2-Ausstoß verantwortlich ist, nämlich etwa doppelt so viel CO2 wie im Luftverkehr verursacht wird. Doch welcher alternative Werkstoff könnte die Baubranche revolutionieren? Wie können wir es schaffen, Neubauten und auch Gebäudesanierungen nachhaltig zu planen und klimaneutral umzusetzen?
Federleichter Stahlbau, geht das überhaupt?
Stahlbeton ist strapazierfähig, langlebig und widerstandsfähig, weist eine sehr hohe Zugfestigkeit auf und ist höchst belastbar. Allesamt wichtige Eigenschaften für Bauwerke, die etwas aushalten müssen. Doch es gibt mittlerweile Werkstoffe mit ähnlichen (und sogar besseren) Qualitäten. Die Forschung steckt zum Teil noch in den Kinderschuhen, andere werden bereits in der Praxis umgesetzt.
„Es muss nicht immer alles aus Stahl sein. Lasst uns gemeinsam über den Tellerrand blicken und schauen, was zukunftsfähig ist.“
Frau Gelbrich wird uns den aktuellen Stand der Forschung aufzeigen und erklären, welche Rolle Holz, Hanf- oder Flachsfasern im Bauwesen haben und ob die Carbon-Technologie das Bauen revolutioniert. Der carbonfaserverstärkte Kunststoff ist heutzutage schon der meistverwendete Faserverbundwerkstoff. Nicht zuletzt, weil Carbonfasern nicht rosten, besonders leicht sind und sogar langlebiger als Beton. Mit Carbonfasern ist so einiges möglich.
- Aber wie klimafreundlich ist die Herstellung von Carbon?
- Eignen sich Carbonfasern im Stahlbau bei jedem Bauprojekt?
- Und wie teuer ist die Produktion solcher Kunstfasern?
Ich bin mir sicher, Frau Gelbrich wird uns alle wichtigen Fragen beantworten, ein paar eindrucksvolle Praxisbeispiele mitbringen und so einen spannenden Ausblick in die Zukunft des Leichtbaus geben.
Alles in allem ist das eine Win-Win-Situation: Frau Gelbrich forscht an der Technischen Universität mit ihrem Team und kann ihre Forschungsergebnisse und Erkenntnisse mit Partner*innen aus der Industrie direkt umsetzen. Deshalb unterstützen wir bei der HAHNER Gruppe gerne bei diversen Forschungsprojekten und freuen uns, wenn sich Forschung und Praxis eng verbinden, um das große Potenzial aus beiden Welten zu vereinen.
Ein kleiner Umweg über das Carbon-Cluster
Der Kontakt zur TU Chemnitz kam übrigens über die Firma Texmer GmbH & Co. KG, die auch zur HAHNER Gruppe gehört, zustande. Texmer beschäftigt sich genauso wie der Forschungsbereich der TU mit textilen Fasern und ist außerdem im Netzwerk Composites United e.V. (CU) – eines der weltweit größten Netzwerke für faserbasierten multimaterialen Leichtbau – im Cluster CU West aktiv. Hier treffen sich die Experten aus dem Leichtbau und diskutieren darüber, wie man generell im Bauwesen mit weniger Beton auskommen kann, um den enormen CO2-Ausstoß bei der Zementherstellung zu reduzieren.
Fotos: © Dr. Sandra Gelbrich/TU Chemnitz, © Adobe Stock/vitals