Nachhaltiges Bauen als neues Normal
Dr. Christine Lemaitre bei den Stahlbau-Infotagen
Im Rahmen unserer Stahlbau-Infotage am 18. und 19. November 2020 in Petersberg/Böckels stelle ich Ihnen hier vorab unsere hochkarätigen Referenten und ihre spannenden Themen vor. Im vorhergehenden Beitrag habe ich über Karsten Zimmer geschrieben, der uns als Bereichsleiter Technik beim Bundesverband Metall unsere Fragen zur richtigen Dokumentation im Metallbau beantworten wird. In diesem Beitrag gebe ich einen Ausblick auf das Thema Nachhaltigkeit im Stahlbau, für das wir Dr. Christine Lemaitre als Referentin gewinnen konnten, die als Geschäftsführender Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen (DGNB e.V.) etwas zu den aktuellen Entwicklungen und Herausforderungen sagen wird.
Ist nachhaltig trotzdem wirtschaftlich?
Auf das Thema Nachhaltigkeit freue ich mich besonders, denn in diesem Bereich kann ich selbst noch viel lernen. Ich bin mir sicher, dass uns das Thema im Stahlbau eher früher als später betreffen wird und ich bin gespannt, wo die Reise hingeht. Ich sehe in unseren Prozessen viel Potenzial zur CO2-Einsparung und bei HAHNER Technik versuchen wir so nachhaltig wie möglich und gleichzeitig wirtschaftlich zu arbeiten. Doch ich glaube das ist erst der Anfang und wir können noch viel umweltfreundlicher produzieren. In den vergangenen Jahren waren unsere Berührungspunkte mit den DNGB-Richtlinien zum nachhaltigen Bauen jedoch nicht immer angenehm, weshalb ich sehr froh bin, dass Dr. Lemaitre uns von ihrer Arbeit berichten wird, unsere Fragen beantwortet und einen Ausblick auf die kommenden Entwicklungen gibt.
„Bitte angelehnt an die DNGB-Richtlinien – keiner weiß so richtig was dieser Satz bedeutet.“
Kein Durchblick bei den DGNB-Richtlinien
Die DNGB begegnet uns bei HAHNER Technik zum Beispiel im Nebensatz einer Ausschreibung. Da steht dann: „Bitte angelehnt an die DNGB-Richtlinien.“ Oder: „Bitte mit DGNB-Label zertifizierte Produkte auswählen.“ Manchmal erhalten wir diese Information auch erst nach der Fertigstellung und sollen dann plötzlich entsprechende Nachweise für die DNGB-Richtlinien erbringen, die vorab nie erwähnt wurden. Und dann stehen wir vor einem Problem. Vielleicht ist der verwendete Stahl noch DNGB-konform, das ist meistens der Fall. Doch der aufgetragene Brandschutzanstrich soll ebenfalls diesen Richtlinien entsprechen. Und tatsächlich gibt es Anstriche, welche diese Richtlinien erfüllen, aber die kosten dann auch das Dreifache. Hätten wir das vorher gewusst, hätten wir einen höheren Preis berechnen müssen. Und was sollen wir dann tun? Den Anstrich abstrahlen und einen neuen Anstrich mit DNGB-Label auftragen? Dadurch verbrauchen wir noch mehr Ressourcen und das kann nicht der Anspruch für nachhaltiges Bauen sein.
„Früher oder später werden wir alle mit dem Thema Nachhaltigkeit zu tun haben. Lieber jetzt schon informieren und so früh wie möglich nachhaltig produzieren.“
Wie geht Nachhaltigkeit DGNB-konform?
Für mich als Stahlbauer fehlt noch das Verständnis für die DGNB-Richtlinien, um sie in meiner täglichen Arbeit effektiv einsetzen zu können. Welche Auswirkungen haben diese Vorgaben auf meine Arbeit? Was heißt das für die Auswahl meiner Produkte? Was heißt das für die Kalkulation meiner Preise? Zertifizierte Produkte können wesentlich teurer sein. Hier geht es ja nicht nur um Anstriche mit DGNB-Label. Was gehört alles dazu? Zählt der Spritverbrauch eines Montagefahrzeugs mit in die CO2-Bilanz? Darf ich nur noch mit Partnern zusammenarbeiten, die ebenfalls eine positive CO2-Bilanz haben? Liegt der Fokus auf den verwendeten Produkten, auf meinen Prozessen oder auf dem gesamten CO2-Abdruck? Wir Stahlbauer brauchen in dieser Hinsicht Klarheit, um wirklich nachhaltig produzieren zu können. Und deshalb bin ich froh, dass Dr. Christine Lemaitre die wichtigsten Fragen beantworten wird. Als Bauingenieurin und Tragwerksplanerin kommt sie selbst aus der Praxis, hat sich dann aber dem nachhaltigen Bauen verschrieben. Sie ist seit zehn Jahren bei der DGNB und gestaltet als Mitglied in vielen Initiativen die grüne Zukunft der Baubranche mit. Ich bin gespannt, wo die Reise ihrer Ansicht nach hingeht.
In meinen vorigen Blogbeiträgen habe ich die Gründe für die Stahlbau-Infotage sowie unsere Referenten vorgestellt. Mit dem Vortrag von Dr. Christine Lemaitre geht unsere zweitägige Veranstaltung im November 2021 dann auch zu Ende. Nachhaltigkeit eignet sich super als Abschlussthema, denn hier geht es ganz konkret um die Verwirklichung in der Gegenwart, um eine bessere Zukunft zu gestalten. Inspiriert von Kunstobjekten, Schraubfundamenten und parametrischen Konstruktionen werden wir am Freitag auseinandergehen – mit einem positiven Blick in Richtung Zukunft – und die angeregten Gespräche und Diskussionen noch lange im Kopf behalten. Wir freuen uns schon auf die Stahlbau-Infotage – auf die anstehenden und die darauffolgenden.